20-21 May 2022
Europe/Berlin timezone

Kompetenzen und Ressourcen von Jugendlichen mit ADHS – eine Untersuchungsreihe aus der Perspektive der Positiven Psychologie

20 May 2022, 17:15
20m
Vortrag Vortragssession

Speaker

Sören Lüdeke

Description

Die meisten Forschungsarbeiten über Jugendliche mit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) beziehen sich auf kognitive, soziale oder bildungsbezogene Risikofaktoren, z. B. ein erhöhtes Schuldropout-Risiko sowie dissoziale Komorbiditäten (Becker & Fogleman, 2020). Aus der theoretischen und empirischen Perspektive der Positiven Psychologie stellt Ressourcenorientierung jedoch einen Wirkmechanismus in evidenzbasierten schulischen und klinischen Interventionen dar (Petermann & Brähler, 2019). Ressourcen sind materielle und immaterielle Merkmale, die das affektive Wohlbefinden erhöhen und das Stresserleben reduzieren (Holmgreen, Tirone, Gerhart & Hobfoll, 2017). Bislang liegt kaum Forschung zu den Ressourcen von Jugendlichen mit ADHS vor.
Basierend auf der Positiven Psychologie und der Conservation of Resources Theorie werden erste Untersuchungen zu den Ressourcen von Jugendlichen mit ADHS vorgestellt. Lüdeke & Linderkamp (2019) analysieren die Bedeutung prosozialer Verhaltensweisen wie freiwilligem Fürsorgeverhalten als soziale Ressource zur Stressregulation. Vereinzelte Studien im Kontrollgruppen-Design zeigen eine erhöhte figurative Kreativität bei Jugendlichen mit ADHS (Lüdeke, Linderkamp, Baumann und Lembke, 2020). Darüber hinaus bestehen in der (inter)nationalen ADHS-Forschung Hinweise auf personale Ressourcen wie eine erhöhte Offenheit für Erfahrungen (Smith & Martel, 2019). Es bleibt jedoch unklar, inwieweit Jugendliche mit ADHS diese Ressourcen adaptiv zur Stressregulation einsetzen können.
Vor dem Hintergrund dieser ersten Befunde stellt der Vortrag das Konzept einer prospektiven Längsschnittstudie vor, die im Zeitraum von 2022-2025 sozioökonomische, soziale, emotionale und kognitive Risiko- und Schutzfaktoren bei n = 194 12-17-jährigen Jugendlichen mit und n = 194 ohne ADHS im Rahmen eines Multi-Kohorten-Sequenz-Designs erfasst.
Eine ressourcenbasierte Perspektive leistet einen bedeutsamen Beitrag dazu, dass Jugendliche mit ADHS sowohl während als auch nach Pandemiephasen passgenauere psychologische und pädagogische Unterstützung erhalten.

Becker, S. P., & Fogleman, N. D. (2020). Psychiatric co-occurrence (comorbidity) in adolescents with ADHD. In S. P. Becker (Ed.), ADHD in adolescents: Development, assessment, and treatment (pp. 170–203). New York: Guilford Press.
Holmgreen, L., Tirone, V., Gerhart, J., & Hobfoll, S. E. (2017). Conservation of resources theory: Resource caravans and passageways in health contexts. In C. L. Cooper & J. C. Quick (Eds.), The handbook of stress and health: A guide to research and practice. (pp. 443–457). Wiley Blackwell. https://doi.org/10.1002/9781118993811.ch27
Lüdeke, S., Linderkamp, F., Baumann, T., & Lembke, E. J. (2020). Empirical analysis of creativity in children and adolescents with internalizing and externalizing problem behavior. Child & Youth Care Forum, 49(4), 603–621. https://doi.org/10.1007/s10566-020-09546-5
Lüdeke, S., & Linderkamp, F. (2019). Empfinden prosoziale Jugendliche weniger Stress in Peerbeziehungen? Eine Analyse prosozialen Verhaltens bei Jugendlichen mit Verhaltensproblemen. Psychologie in Erziehung Und Unterricht, 66(4), 273–284. https://doi.org/10.2378/peu2019.art19d
Petermann, F., & Brähler, E. (2019). Ressourcen und Ressourcenaktivierung. Zeitschrift für Psychiatrie Psychologie und Psychotherapie, 67(3), 141–143.
Smith, T. E., & Martel, M. M. (2019). Trait-based profiles of ADHD in adolescents and young adults. Journal of Clinical Child and Adolescent Psychology, 48(3), 440–454. https://doi.org/10.1080/15374416.2018.1491004

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