20-21 May 2022
Europe/Berlin timezone

Prädiktoren eines Recall-Bias im emotionalen Erleben von Schüler*innen in der Adoleszenz

21 May 2022, 09:00
20m
Vortrag Vorträge Vortragssession

Speaker

Philipp Schmidt

Description

Die Adoleszenz ist durch vielfältige Veränderungen in physiologischen, sozialen und kognitiven Prozessen gekennzeichnet, die mit einer hohen intraindividuellen Variabilität emotionalen Erlebens einhergehen. Bisherige Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich diese intraindividuelle Variabilität subjektiv erlebter Emotionen bei Jugendlichen in Retrospektionseffekten widerspiegelt. Diesbezüglich liegen jedoch inkonsistente Studienergebnisse vor. So zeigten die Ergebnisse von Bieg und Kolleginnen (2014), dass Schülerinnen ihre positiven und negativen Emotionen in retrospektiven Beurteilungen generell überschätzten, was auf einen Intensity-Bias hinweist. Ergebnisse von Zurbriggen und Kollegen (2021) deuteten wiederum auf einen negativen Recall-Bias bei Jugendlichen hin. Unklar ist, wie solche Retrospektionseffekte im Jugendalter erklärt werden können. Studien aus dem Erwachsenenalter zu möglichen Prädiktoren deuten darauf hin, dass Persönlichkeitsmerkmale, insbesondere Neurotizismus und Extraversion, sowie spezifische internalisierende Störungen einen Recall-Bias emotionalen Erlebens beeinflussen.
In der vorliegenden Studie wurde daher untersucht, ob Persönlichkeitsfaktoren und internalisierendes Verhalten einen Recall-Bias im emotionalen Erleben von adoleszenten Schülerinnen vorhersagen können. Hierzu verglichen wir das aktuell berichtete emotionale Erleben mit dem retrospektiv eingeschätzten emotionalem Erleben von 118 Schülerinnen der 8. und 9. Jahrgangsstufe (Mage = 15,15, SDage = 0,89). Die Schülerinnen berichteten mittels Smartphones wiederholt über ihr aktuelles emotionales Erleben während einer Schulwoche sowie einmal retrospektiv am Ende der Schulwoche. Darüber hinaus schätzen die Schülerinnen ihre Persönlichkeitseigenschaften anhand einer Kurzversion des Inventory of Minimally Redundant Scales (MRS-20) ein, und die Lehrkräfte bewerteten das emotional-soziale Schüler*innenverhalten anhand des Strengths and Difficulties Questionnaires (SDQ). Zur Hypothesentestung haben wir ein latentes Differenzmodell innerhalb eines Mehrebenenstrukturgleichungsmodels angewendet. Die Ergebnisse deuten auf einen positiven Recall-Bias hin, der durch Extraversion vorhergesagt werden kann. Neurotizismus fungiert ausschließlich als Prädiktor für einen Recall-Bias bei negativen emotionalen Erleben. Internalisierendes Verhalten hat keinerlei prädizierende Effekte auf den Recall-Bias.

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