20-21 May 2022
Europe/Berlin timezone

Berufliche Belastungen und Burnout-Symptome bei Betreuungspersonen in Behinderteneinrichtungen Bunte Farben

21 May 2022, 11:00
20m
Vortrag Vorträge Vortragssession

Speakers

Dominik Pendl (Universität Graz, Institut für Bildungsforschung und PädagogInnenbildung, Arbeitsbereich für Inklusive Bildung und Pädagogische Psychologie) Annalisa La Face (Universität Graz, Institut für Bildungsforschung und PädagogInnenbildung, Arbeitsbereich für Inklusive Bildung und Pädagogische Psychologie)

Description

In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass Betreuungspersonen in Behinderteneinrichtungen mit einer erhöhten Arbeitsbelastung konfrontiert sind, ein erhöhtes Burnout-Risiko aufweisen (Schwangler, Wahl, Neuperdt, & Rathmann, 2020) und ihren Gesundheitszustand als deutlich schlechter einschätzen als vergleichbare Personengruppen (Habermann-Horstmeier & Limbeck, 2016). Zudem stehen Betreuungspersonen seit dem Beginn der COVID-19-Pandemie vor neuen Herausforderungen. So zeigen Desroches, Ailey, Fischer und Stych (2021), dass Betreuungspersonen mit einer deutlichen Zunahme an herauszufordernden Verhaltensweisen von Menschen mit Behinderungen umgehen müssen und für die Einhaltung der Regelungen und Verordnungen wie Besuchsverbot und Social Distancing verantwortlich sind. Daraus resultiert, dass sich Betreuungspersonen gestresst, ängstlich und ausgelaugt fühlen (Desroches et al., 2021). Eine Überlastung von Betreuungspersonen kann erhöhte Fehlzeiten und hohe Fluktuation zur Folge haben (Gusset-Bährer, 2018; Lubitz, 2014). In der vorliegenden Studie werden deshalb die psychosozialen Belastungen am Arbeitsplatz sowie das Burnout-Risiko von Betreuungspersonen der Behindertenhilfe erfasst und folgende Forschungsfragen adressiert:
• Wie schätzen Betreuungspersonen der Behindertenhilfe ihre Arbeitsbelastung ein?
• Welche Burnout-Symptome nehmen Betreuungspersonen der Behindertenhilfe bei sich selbst wahr und in welchem Ausmaß treten diese Symptome auf?
• Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Arbeitsbelastung von Betreuungspersonen und Burnout-Symptomen?

Methode
Die Erhebung der in dieser Studie verwendeten Daten erfolgt im Zuge eines Projekts, bei dem ein digitales Tool zur Früherkennung von Demenz bei Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung konzipiert wird. Die Erhebung startete im September 2021 mittels Online-Umfrage in LimeSurvey. Der Fragebogen wurde an die Partnerorganisationen (3) des Projekts mittels E-Mail ausgesendet und intern weiter verteilt. Aufgrund der geringen Rücklaufquote wurde anschließend eine Erhebung im Feld mittels Tablets durchgeführt. Aufgrund der Entwicklungen der COVID-19-Pandemie und den Einschränkungen wurde die Erhebung im Oktober 2021 unterbrochen und im März 2022 wieder aufgenommen.

Zur Erhebung der psychosozialen Belastungen am Arbeitsplatz wurde eine adaptiere Form der deutschen Version des Copenhagen Psychosocial Questionaire (COPSOQ) (Nübling, Stößel, Hasselhorn, Michaelis, & Hofmann, 2005) verwendet. Der COPSOQ ist ein Screeninginstrument mit hoher psychometrischer Qualität, welcher bereits erfolgreich in der Gesundheits- und Krankenpflege (Fischer, Dadaczynski, & Rathmann, 2020) sowie in der Altenpflege (Janson & Rathmann, 2021) eingesetzt wurde. Der COPSOQ umfasst 157 Items und ist in fünf thematische Bereiche 1) Anforderungen (5 Skalen, Cronbachs‘ α=.65-.83), 2) Einfluss und Entwicklungsmöglichkeiten (5 Skalen, Cronbachs‘ α=.72-.82), 3) Soziale Beziehungen und Führung (8 Skalen, Cronbachs‘ α=.58-.94), 4) weitere Skalen (und Einzelitems) (4 Skalen, 2 Einzelitems, Cronbachs‘ α=.67-.90), 5) Beschwerden, Outcomes (8 Skalen, Cronbachs‘ α=.79-.90) gegliedert. Da das personenbezogene Burnout im Copenhangen Burnout Inventory bereits erfasst wird, werden im Themenbereich „Beschwerden, Outcomes“ nur sieben der acht Skalen verwendet. Ein Großteil der Items wird mittels einer 5-stüfigen Skala von 1= „trifft gar nicht zu“ bis 5= „trifft voll zu“ erfasst.

Zur Erfassung der Burnout Symptome wurde der Copenhangen Burnout Inventory (CBI) von Kristensen, Borritz, Villadsen und Christensen (2005) übersetzt und eingesetzt. Der CBI wurde ausgewählt, weil er neben einer Skala zum personenbezogenen Burnout (6 Items; Cronbachs‘ α=.87) eine Skala für das arbeitsbezogene (7 Items; Cronbachs‘ α=.87) und für das klientenbezogene Burnout (6 Items; Cronbachs‘ α=.85) enthält. Die Beantwortung der Items erfolgt mit einer 5-stufigen Skala von 1 = „immer“ bis 5 = „nie/fast nie“.
Da die Erhebung der Daten derzeit noch nicht abgeschlossen ist, werden erste Ergebnisse an der Tagung präsentiert.

Literatur
Desroches, M. L., Ailey, S., Fisher, K., & Stych, J. (2021). Impact of COVID-19: Nursing challenges to meeting the care needs of people with developmental disabilities. Disability and Health Journal, 14(1), 101015. https://doi.org/10.1016/j.dhjo.2020.101015
Fischer, L., Dadaczynski, K., & Rathmann, K. (2020). Psychosoziale Arbeitsbedingungen und Burnout-Symptome in der stationären somatischen und psychiatrischen Gesundheits- und Krankenpflege. Pflege, 33(2), 93–104. https://doi.org/10.1024/1012-5302/a000720
Gusset-Bährer, S. (2018). Demenz bei geistiger Behinderung (3. Aufl.). Ernst Reinhardt Verlag.
Habermann-Horstmeier, L., & Limbeck, K. (2016). Arbeitsbelastung: Welchen Belastungen sind die Beschäftigten in der Behindertenbetreuung ausgesetzt? Arbeitsmedizin Sozialmedizin Umweltmedizin, 51(7), 517–525.
Janson, P., & Rathmann, K. (2021). Berufliche Belastungen, psychische Beanspruchung und Gesundheitskompetenz bei Pflegekräften in der ambulanten Altenpflege: Eine quantitative Online-Befragung in ausgewählten bayerischen Großstädten. Prävention und Gesundheitsförderung, 16(4), 344–353. https://doi.org/10.1007/s11553-020-00826-5
Kristensen, T. S., Borritz, M., Villadsen, E., & Christensen, K. B. (2005). The Copenhagen Burnout Inventory: A new tool for the assessment of burnout. Work and Stress, 19(3), 192–207. https://doi.org/10.1080/02678370500297720
Lubitz, H. (2014). „Das ist wie Gewitter im Kopf!“ – Erleben und Bewältigung demenzieller Prozesse bei geistiger Behinderung. Verlag Julius Klinkhardt.
Nübling, M., Stößel, U., Hasselhorn, H., Michaelis, M., & Hofmann, F. (2005). Methoden zur Erfassung psychischer Belastungen - Erprobung eines Messinstrumentes (COPSOQ). Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin.
Schwangler, J., Wahl, L., Neuperdt, L., & Rathmann, K. (2020). Berufliche Belastungen und Burnout-Risiko von Leitungs- und Fachkräften in Werkstätten für Menschen mit Behinderung: Ergebnisse der bundesweiten WeCareOnline-Studie. Prävention und Gesundheitsförderung, 15(4), 363–370. https://doi.org/10.1007/s11553-020-00766-0

Primary author

Dominik Pendl (Universität Graz, Institut für Bildungsforschung und PädagogInnenbildung, Arbeitsbereich für Inklusive Bildung und Pädagogische Psychologie)

Co-authors

Annalisa La Face (Universität Graz, Institut für Bildungsforschung und PädagogInnenbildung, Arbeitsbereich für Inklusive Bildung und Pädagogische Psychologie) Barbara Gasteiger-Klicpera (Universität Graz, Institut für Bildungsforschung und PädagogInnenbildung, Arbeitsbereich für Inklusive Bildung und Pädagogische Psychologie)

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