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Die Bezugsnorm(-orientierung) von Lehrkräften ist seit mehreren Jahrzehnten Gegenstand erziehungswissenschaftlicher Forschung. Eine Bestandaufnahme der bisherigen Erkenntnisse scheint deshalb angezeigt. In einem systematischen Review haben wir daher zwei Forschungsfragen untersucht: (1) Wie wird die Bezugsnorm(-orientierung) in publizierten Arbeiten definiert? (2) Wie wird das Konstrukt Bezugsnormorientierung operationalisiert und welche Instrumente werden dazu eingesetzt? Zur Beantwortung der beiden Forschungsfragen wurde eine systematische Literaturrecherche in den Fachdatenbanken FIS Bildung, ERIC, Web of Science, Scopus, Psyndex und Psychinfo durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass zumeist die soziale, individuelle und sachliche Bezugsnorm definiert werden, wobei die sachliche Bezugsnorm unterrepräsentiert ist (46,89%). Dementsprechend wurden in der Regel auch nur die soziale und individuelle Bezugsnorm operationalisiert (86,90%). Darüber hinaus sind theoretische Unschärfen festzustellen. Ein stabiles theoretisches Fundament ist jedoch unabdingbar für (1) die Entwicklung valider Messinstrumente und (2) die Aufstellung belastbarer Hypothesen. Einerseits bestehen unklare Abgrenzungen zwischen den Begriffen Bezugsnorm und Bezugsnormorientierung (15,74%). Andererseits existiert kein einheitliches Verständnis der sachlichen Bezugsnorm: Teilweise werden verschiedene Konstrukte mit sachlicher Bezugsnorm benannt und teilweise wird dasselbe unterschiedlich bezeichnet. So wird sachlich leichtfertig durch kriterial, curricular, fremdgesetzt oder lernzielorientiert ersetzt. Im Beitrag möchten wir dieses Problem diskutieren, mit dem Begriffschaos aufräumen und eine Neusystematisierung der sachlichen Bezugsnorm vorschlagen. Die sachliche Bezugsnorm soll so differenzierter beschrieben und besser von anderen Konstrukten abgegrenzt werden. Für zukünftige empirische Forschung in diesem Feld soll eine stärkere theoretische Basis zur Verfügung gestellt werden.